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FODMAP – Kohlenhydrate mit vielen Gesichtern

Viele Erkrankungen können dauerhafte Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Was aber, wenn nicht eine der klar diagnostizierbaren Erkrankungen wie z.B. Zöliakie, Weizenallergie oder Morbus Crohn der Auslöser ist? In diesem Fall wird oft die Ausschlussdiagnose Reizdarmsyndrom gestellt. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung des Darms, die sich vor allem durch Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Völlegefühl oder Bauchschmerzen äußert und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt.

Da es sich dabei nicht um eine typische Lebensmittelunverträglichkeit oder Allergie handelt, gestaltet sich die Behandlung oft schwierig. 2010 wurden erstmals Ergebnisse klinischer Studien veröffentlicht, die ganz bestimmte Lebensmittel-Inhaltsstoffe ins Auge gefasst hatten: Die FODMAP. Das Akronym steht für den englischen Ausdruck „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“ und bezeichnet eine Gruppe von in Nahrungsmitteln enthaltenen Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen, die im Dünndarm schlecht aufgenommen werden und durch Darmbakterien vergärt werden können. Dabei konnte gezeigt werden, dass eine individuell angepasste FODMAP-arme Diät betroffenen Patienten helfen kann.

FODMAP-Gehalt: Von A wie Apfel bis Z wie Zwiebel

Oligosaccharide sind Mehrfachzucker, die von Natur aus beispielsweise in Bohnen, Kichererbsen, Kohl oder Getreide (v.a. Roggen, Weizen und Dinkel) vorkommen. Dagegen sind klassische Beispiele für kritische Einfach- und Zweifachzucker Laktose in Milchprodukten oder Fruktose in Früchten oder als Bestandteil von Haushaltszucker. Bekannte FODMAP-Vertreter aus dem Bereich der Zuckeralkohole sind die Süßungsmittel Sorbitol, Erythrit und Xylit.  Zu den FODMAP-reichen Lebensmitteln gehören zudem viele Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Birnen, Mangos, Zwiebeln, aber auch Avocados, Pilze oder Artischocken. Auch verarbeitete Fleisch- und Getreideprodukte können viele FODMAPs enthalten. Der Gehalt an FODMAP ist jedoch zum Teil beeinflussbar durch verschiedene Verarbeitungsprozesse, z. B. durch die Gärzeit bei Teigen und damit deren Fermentation durch Hefen und Milchsäurebakterien. Durch eine lange Teigruhe kann der FODMAP-Gehalt deutlich reduziert werden! FODMAP-arme Lebensmittel sind dagegen saure Früchte wie Zitronen, Kiwis, Beeren und Passionsfrüchte, Salate, Möhren und Sprossen, mageres Fleisch, Fisch, sowie laktosearme Produkte wie beispielsweise Hartkäse.

Auf welche FODMAP konkret reagiert wird, ist individuell sehr unterschiedlich! 

Um das herauszufinden, bietet sich das 3-phasige FODMAP-Ernährungskonzept an. Hierbei werden in der ersten Phase, der Restriktionsphase, FODMAP-reiche Lebensmittel komplett aus dem Speiseplan eliminiert. Anschließend werden in einer zweiten Phase die FODMAP-reichen Lebensmittel schrittweise wiedereingeführt, um auszutesten welches Lebensmittel in welchen Mengen individuell verträglich ist. Es geht also darum, die Ernährung den eigenen Bedürfnissen anzupassen. In der dritten und langfristigen Phase, wird ein ausgewogener gesunder Ernährungsplan mit möglichst wenig Verzicht angestrebt. Das bedeutet, dass man wirklich nur auf die Lebensmittel verzichtet oder deren Konsum einschränkt, die konkret Beschwerden auslösen.

Genaue Ursachen für das Reizdarmsyndrom sind noch nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass pathologische Veränderungen wie leichte Entzündungen des Verdauungstraktes zum Krankheitsbild beitragen und dadurch die unerwünschten Reaktionen auf FODMAP-reiche Lebensmittel ausgelöst werden können. Die Stoffgruppe ist im Darm osmotisch wirksam, zieht also Wasser an, und kann durch Darmbakterien verstoffwechselt werden, wobei Gase entstehen. Beide Punkte führen zu einer Dehnung der Darmwand, welche bei sensitiven Menschen oder Reizdarmpatienten Schmerzen verursachen können. Grundsätzlich sind FODMAPs jedoch nicht gesundheitsschädlich. Im Gegenteil: sie können das Wachstum gesundheitsförderlicher Darmbakterien unterstützen, indem sie ihnen als Nahrung dienen.

Begründet durch die Bedeutung der FODMAP für eine gesunde Darmflora und um allgemein Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten FODMAPs also nicht gänzlich vom Speiseplan gestrichen werden. Sinnvoller ist eine ärztlich begleitete Ernährungstherapie, in der gezielt die individuell unterschiedlichen Lebensmittel ausfindig gemacht werden, welche die Beschwerden auslösen bzw. verstärken können. Ein gutes Beispiel, wie sich Personalisierte Ernährung positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken kann…

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