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Warum die zweite digitale Revolution die Art und Weise wie wir Lebensmittel herstellen und verkaufen verändert 

Olaf Deiniger ist Wirtschaftsjournalist, Digitalexperte und Chefredakteur Entwicklung Agrar-Medien bei der dfv Mediengruppe. Er startete seine Laufbahn als Redaktionsleiter der Stadtillustrierten „Prinz“ in Stuttgart und arbeitete als Chefredakteur bei PopNet, dem Deutschen Sparkassenverlag und bei Holzmann Medien. Er leitete unter anderem agrarheute.com und war als Entwicklungsleiter für die digitale Strategie des dlv Deutschen Landwirtschaftsverlags in München verantwortlich. Zusammen mit dem Blogger und Food-Aktivisten Hendrik Haase veröffentlichte er im Februar 2021 das Buch „Food Code“, das mittlerweile als Standardwerk für „Food 4.0“ gilt.

Wir freuen uns sehr, dass wir ihn als Key-Speaker für unseren Trendtag am 30. Juni 2022 gewinnen konnten. In seinem Vortrag erläutert Herr Deiniger, was wir unter der zweiten digitalen Revolution der Lebensmittelindustrie verstehen können und welche Auswirkungen diese auf die Herstellung und Produktion von Lebensmittel haben wird. In diesem Interview gibt uns Olaf Deininger schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf den Trendtag 2022.

Wie sind Sie vom Redaktionsleiter des erfolgreichen Stadtmagazins „Prinz“ zu einem der weltweit führenden Digitalexperten im Bereich „Food 4.0“ geworden?

Die Beschäftigung mit Technologie und Lebensmitteln, mit Digitalisierung und etwa Landwirtschaft zieht sich durch meinen beruflichen Lebenslauf. Das zeigt sich etwa in Stationen wie dem Deutschen Landwirtschaftsverlag in München oder Holzmann Medien und Lebensmittel-Handwerk sowie in Funktionen wie Entwicklungs- und Konzeptionsleiter. So konnte ich bei der Hamburger Agentur PopNet als Entwicklungschef etwa die erste Website des Maggi Kochstudio aus der Taufe heben oder erste Websites von großen Tageszeitungen wie zum Beispiel die Schwäbische Zeitung mit einem Vertriebsgebiet beinahe so groß wie Schleswig Holstein. 

In Ihrem Vortrag soll es um die zweite digitale Revolution der Lebensmittelindustrie gehen. Welche definieren Sie dabei als erste Revolution und inwieweit grenzt sich die Erste von der Zweiten Ihrer Meinung nach ab? 

Das ist eine sehr gute Frage. Die erste Digitalisierung begann vor etwa 25 Jahren als das WorldWideWeb populär wurde und die ersten Websites wie etwa Spiegel Online entstanden. Parallel digitalisierten sich die Medien. Das Stichwort dafür war damals Multimedia. Gleichzeitig wurde die Steuerung von Maschinen und Geräten, Küchengeräten etwa, zunehmend digital. Doch das alles waren digitale Inseln. Die zweite Digitalisierung zeichnet sich durch das Zusammenwachsen dieser Inseln aus, das nennt sich digitale Integration. Einfach gesagt: Die Maschinen und Lieferketten sprechen jetzt miteinander. Hinzu kommen neue Technologien wie etwa Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz.   

Vielen sind Sie bekannt durch das Buch „Food Code - Wie wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unser Essen behalten“, Sie engagieren Sich aber auch in vielen weiteren Projekten zum Thema Digitalisierung in der FOOD-Branche wie z.B. der „New Food Economy“ auf der Plattform der agrarzeitung.de der dfv Mediengruppe in Frankfurt/Main. Welche Entwicklungen und Herausforderungen für mittelständische Unternehmen fallen Ihnen grade durch Ihre Erfahrungen auf, die anderen vielleicht noch unbekannt sind?

Wie häufig bei technologischen Weiterentwicklung und technologischen Niveausprüngen entstehen Chancen und Herausforderungen. So helfen etwa Systeme, die mit den Mitteln von Maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz sehr präzise Vorhersagen treffen, den Food Waste in Gastronomie, Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung und im Lebensmitteleinzelhandel zu reduzieren oder die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern. Digital integrierte Systeme optimieren Abläufe und reduzieren damit den Ressourcen-Einsatz. Traditionelle analoge Abläufe sind hier immer weniger wettbewerbsfähig. Dazu kommen Aspekte von Lieferantentransparenz, Tracing, Tracking und Rückverfolgung, die sich künftig digital abbilden. Ein Stichwort ist hier die Blockchain. Wer diese Systeme nicht versteht und technologisch nicht unterstützt, für den wird es schwer. Er wird auf Dauer nicht mehr am Markt teilnehmen können. Hier sind neue Kompetenzen der Unternehmer und Geschäftsführer nötig.

Was meinen Sie wären gute Einstiegsmöglichkeiten für Mittelständler im Bereich der Digitalisierung? 

Das ist natürlich immer sehr individuell und unternehmensspezifisch. Gute erste Schritte kann man etwa mit digitalem Procurement, also digitaler Beschaffung, mit Lösungen für digitale Prozesssteuerung sowie digital organisiertes Marketing, Kunden- bzw. Gäste-Management machen. Hier gibt es bereits viele und technologisch sehr reife und gut entwickelte Standardlösungen.  

Gibt es bestimmte Tipps, die Sie unseren Unternehmen mitgeben möchten? 

Bleiben Sie neugierig. Schauen Sie sich möglichst viele Anbieter von digitalen Lösungen an. Und haben Sie keine Angst, ganz viele Fragen zu stellen.