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Das Mikrobiom und der Blutzuckerspiegel

Warum eine personalisierte Ernährung so wichtig ist

Eine gesunde Ernährung sollte auf den individuellen Stoffwechsel abgestimmt sein. Das gehört mittlerweile zu einer der Grundannahmen im ernährungswissenschaftlichen Diskurs. Doch warum ist das so?

Wenn wir Nahrungsmittel zu uns nehmen, müssen diese vom Körper verarbeitet werden. Dabei werden zwar bei jedem Menschen die gleichen Stoffwechselwege in Gang gesetzt, jedoch laufen diese individuell und unterschiedlich effizient ab. Das hat verschiedene Ursachen, wie unser Alter, Geschlecht oder Gesundheitsstatus. Je älter wir werden, desto langsamer arbeitet in der Regel unser Stoffwechsel und Krankheiten können für eine verminderte Aufnahme verschiedener Nährstoffe sorgen.

Ein ganz entscheidender Faktor jedoch, in der individuellen Verarbeitung von Lebensmitteln, ist unser Mikrobiom, also die Millionen von Bakterien, die verteilt im ganzen Körper leben und insbesondere im Darm die persönliche Stoffwechselreaktion mitentscheiden. Das Darm-Mikrobiom ist bei jedem Menschen unterschiedlich zusammengesetzt und kann mal mehr und mal weniger Bakterien der vielen verschiedenen Stämme enthalten. Abhängig davon, wie unsere Darmbakterien zusammengestellt sind, arbeitet also unser Stoffwechsel. 

Eine wichtige Erkenntnis der letzten Jahre war, dass sich die Darmbakterien durch ihre Beteiligung an der Verdauung von Nahrungsmitteln auch auf die individuelle Blutzuckerreaktion auswirken. Das bedeutet, dass der Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen genauso individuell sein kann, wie die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms. Dieses Wissen ist so entscheidend, da ein konstanter Blutzuckerspiegel eine große Rolle in unserer allgemeinen Gesundheit spielt und Blutzuckerschwankungen langfristig zu Krankheiten führen können.

Der Blutzucker, auch Blutglukose genannt, ist eine wichtige Währung im Körper, da er als Energielieferant für die Zellen genutzt wird. Die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, dienen uns als Energiequelle. Sie werden im Körper in ihre kleinsten Bausteine aufgespalten und über das Blut in die Zellen der Organe verteilt. Einer dieser Bausteine ist, insbesondere bei kohlenhydratreichen Speisen, die Glukose. Nachdem sie über die Darmwand in die Blutbahnen gelangt sind, werden die Glukosemoleküle zu den Zellen transportiert, wo sie für verschiedene Stoffwechselwege genutzt werden. Für den Weg in die Zellen benötigt die Glukose jedoch Unterstützung von einem weiteren Molekül – das Insulin. Das Hormon Insulin wird bei der Nahrungsaufnahme von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet, sobald der Körper die Glukose aus der Nahrung im Blut wahrnimmt. Es sorgt dafür, dass die Glukose aus dem Blut in die Zellen transportiert wird und diese mit Energie versorgt. Je stärker nach dem Essen der Blutzuckerspiegel ansteigt, desto höher fällt dementsprechend die Insulinantwort aus.

Oft wird jedoch mehr Insulin ausgeschüttet, als Glukose abgebaut werden muss, da der Körper nicht einschätzen kann, wie viel Nahrung nach einem ersten starken Blutzuckeranstieg noch kommt. So wird die Glukose im Blut fast vollständig abgebaut und der Blutzuckerspiegel fällt auf ein zu niedriges Niveau. Der Körper reagiert darauf mit Heißhunger, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit. Wir kennen dieses Phänomen in unserem Alltag als "Mittagstief". Nach einem großen Mittagessen kann es schwerfallen, sich anschließend wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, wichtige Aufgaben erledigen wir daher gerne vormittags. Wir sind müde, weniger motiviert und haben eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Das hängt ganz oft damit zusammen, dass unser Blutzuckerspiegel nach dem Essen erst in die Höhe und dann in den Keller gerauscht ist. Der Körper hat dann erstmal einen Energiemangel und wir haben nach kurzer Zeit schon wieder Hunger. 

Schon die direkten Folgen von Blutzuckerschwankungen sind also sehr unangenehm. Drastischer sind jedoch die langfristigen Auswirkungen. Insulin hilft dem Körper nicht nur beim Abbau von Glukose, es fördert auch Entzündungsreaktionen im Körper, welche zu Gefäßerkrankungen führen können, die Schlaganfälle und Herzinfarkte verursachen. Eine zu hohe Insulinausschüttung kann also gefährlich sein und schwerwiegende Konsequenzen für unsere Gesundheit haben, nicht zuletzt durch eine mögliche Insulinresistenz, mit Diabetes mellitus als Folge. Mögliche Heißhungerattacken und ein Überschuss an Glukose können außerdem zu Übergewicht führen.

Um all das zu vermeiden, sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Folgen, sollten wir also auf einen möglichst konstanten Blutzuckerspiegel achten und unsere Lebensmittel so auswählen, dass sie gut zu unserem individuellen Stoffwechsel passen. Doch wie soll das eigentlich gehen? Mehr dazu im nächsten Blogeintrag.